Die Geschichte des Vereins


Von Franz Staudt aus dem Buch „Heimatkunde von Arzheim“ von Gregor Gerlach 1975

Schon im Jahre 1865 wird in der Orts-Chronik ein Männergesangverein „Cäcilia“ erwähnt, der aber nach dem Kriege 1870/71 seine Tätigkeit nicht wieder aufnahm. Im März 1881 wurde in der Schuhmacherwerkstatt des jungen Johannes Müller mit einigen sangesfreudigen Arzheimer Bürgern der Gedanke wach, wieder einen Gesangverein zu gründen. Schon am 1.April hatten sich ein gutes Dutzend junger sangesfreudiger Männer um Johannes Müller geschart und gründeten den M.G.V. „Eintracht“ unter dem Motto: „Rein im Sange, treu im Wort, fest in „Eintracht, immerfort“ Johannes Müller, der den Dirigentenstab übernahm, trat schon am Feste Christi Himmelfahrt des gleichen Jahres mit dem Verein in der Kirche an die Öffentlichkeit. Man verschönte den Gottesdienst mit den beiden Liedern „Ave verum“ und „ich will Dich lieben“. Damit war nunder Grundstein für den M.G.V. „Eintracht“ gelegt. Leider mussten schon im Herbst des selben Jahres der junge Dirigent seiner Militärpflicht Genüge leisten und da hat in liebenswürdiger Weise der damalige Lehrer Dörner die Direktion übernommen. Als Herr Müller seine dreijährige Militärdienstpflicht beendet hatte, konnte er sich wieder dem Verein widmen. Im Jahre 1885, im August, wurde das erste Sängerfest in Arzheim veranstaltet. Es war gut besucht und nahm einen glänzenden Verlauf. In den darauffolgenden Jahren widmete sich die „Eintracht“ dem kirchlichen Gesang an den hohen Feiertagen, aber vergaß auch das Deutsche Lied nicht; denn jedes Jahr wurde einKonzert veranstaltet. Im Jahre 1898 wurde der Kirchenchor „Cäcilia“ gegründet und somit wurde nur noch das „Deutsche Lied“ in der „Eintracht“ gehegt und gepflegt. Viele Jahre konnte man sich nicht entschließen, sich mit anderen Vereinen im Wettstreit zu messen, bis man sich endlich 1905 entschloß am Wettstreit des M.G.V. Mozart in Eitelborn teilzunehmen. Es war ein großer Erfolg. I. Klassen-, I. Ehren- und höchster Ehrenpreis in der ersten Landklasse. Im Jahre 1906 konnte der Verein auf sein 25 jähriges Bestehen zurückblicken und dies durch ein Sängerfest feiern. Bis 1912 war Johannes Müller Dirigent der „Eintracht“, dann übergab er den Dirigentenstab an Herrn Lindlar aus Koblenz. Dann kam 1914 der große Weltkrieg, der die Vereinstätigkeit lahm legte. Fast alle Aktiven wurden zu den Fahnen gerufen. Sieben der unseren starben den Heldentod.

„Ihr Andenkenbleibt in Ehren“. Nach Beendigung des Weltkrieges 1919 nahmen die zurückgekehrten Sänger unter der Leitung von Johannes Müller die Probentätigkeit wieder auf. Aber nach einem Jahr übernahm dann Herr Chorleiter Gottfried Gries aus Koblenz-Lützel den Dirigentenstab und behielt ihn bis zum 2. Weltkrieg. Während dieser Zeit führte uns Herr Gries von Erfolg zu Erfolg. Nicht nur an 12 Wettstreitsingen nahmen wir teil, sondern auch das kulturelle Leben in unserer schönen Gemeinde Arzheim wurde nicht vergessen. Viele Konzerte und Theateraufführungen und Singspiele und Operetten wurden aufgeführt. Es war eine schöne aber auch harte Zeit, ich möchte nur erinnern an Inflation; 1 Billion gleich 1 Mark war das Ende; dann die große Arbeitslosigkeit. Sieben Millionen Arbeitslose und als 3. die Nazizeit und ihre Folgen. Trotzdem scheute sich die „Eintracht“ nicht, am 13. Juni 1926 ihr 45 jähriges Bestehen mit einem Sängerfest zu feiern. Es regnete in Strömen. Auch am 16. August 1931 wurde das goldene Jubiläum mit einem großen Gesangswettstreit durchgeführt, an dem 18 Vereineteilnahmen. Auch eine neue Fahne wurde geweiht. Bei Ausbruch des zweiten Weltkrieges 1939 mußte das Singen wieder eingestellt werden, da ein großer Teil der Sänger eingezogen wurde. Auch aus diesem Krieg kehrte ein Teil unserer Sangesbrüder nicht mehr zurück. Im Frühjahr 1946 fand sich wieder ein Teil der alten Sänger in der Korns-Mühle zusammen, um die Vereinstätigkeit wieder aufleben zu lassen. Da Herr Gottfried Gries evakuiert war, konnte er die Stabführung nicht wieder übernehmen. Ab Juni 1946 übertrug man Herrn Chorleiter Pf. Hildebrandt aus Niederberg die gesangliche Leitung und schon bald gab es wieder einen ansehnlichen Aufschwung im Verein. Leider musste Herr Hildebrandt wegen Krankheit im März 1952 ausscheiden und Herr Josef Buschmann aus Ehrenbreitstein wurde betraut mit der Stabführung in der „Eintracht“. Dies war nur für kurze Zeit, denn 1954 verließ er uns auf eigenen Wunsch. Noch im selben Jahr fanden wir in dem noch sehr jungen Herrn Herbert Wolf aus Nievern an der Lahn den richtigen Mann. Schon 21 Jahre führt er nun in der„Eintracht“ den Dirigentenstab. Sein Können stellte er unter Beweis bei einigen Wettstreitsingen und bei vielen Konzerten.1956 feierte die „Eintracht“ ihr 75 jähriges Bestehen; auch dieses mal wieder verbunden mit einem Gesangswettstreit, an dem 19 Brudervereine um die Lorbeeren rangen. Im Juli 1962 nahm der Verein im Zusammenschluss der „Wolf`schen Chöre“ am 15. Deutschen Bundessängerfest in Essen teil. Am 2. Oktober 1971 beging nun die „Eintracht“ ihr 90 jähriges Wiegenfest in der neuen Tunhalle in Arzheim. 18 Brudervereine erfreuten die vielen Zuhörer mit ihren Liedvorträgen. Auch das kulturelle in unserer Gemeinde wurde unter der Stabführung unseres lieben Herbert Wolf nicht vergessen; dies bezeugen die vielen Konzerte mit bedeutenden Vereinen wie„Schlegel und Eisen“, Bochum und im letzten Jahr „Wesel Fusternberg“. Doch leider hat inden letzten Jahren der Zahn der Zeit sehr am Verein genagt. Jazz-Musik, Funk und Fernsehen und nicht zuletzt der Wohlstand haben es soweit gebracht, dass das Vereinsgeschehen sehr darunter leidet. Schlechter Probenbesuch, keine neuen jungen Sänger, das sind die Folgen. Darum haben wir im Jahre 1973 einen Knabenchor ins Lebengerufen. 25 Jungen im Alter von 9-14 Jahren proben jeden Freitag unter der Leitung unseres Herbert Wolf. Hoffen wir, dass diese Jungen wieder neues Leben in die „Eintracht“ bringen.Dies ist nur ein kurzer Rückblick über das Vereinsgeschehen des über 90 Jahre bestehenden M.G.V. „Eintracht“.